Sozialexperiment. Woche Eins.

Achtung, jetzt wird es romantisch.

Ich bin Fernzug gefahren. Ein Mann setzt sich zu mir. Ein sympathischer Mann. Mein Alter sogar. Und attraktiv noch dazu. Er hat reserviert. Ich nicht. Das macht aber nichts.
Sein Stift geht kaputt und er fragt nach Ersatz. Ein Gesprächsversuch seinerseits verebbt irgendwann. Ich arbeite weiter. Doch an der Tastatur ist es wie am Klavier. Unter Beobachtung verspiele ich mich dauernd. Ich gebe auf.
Klappe den Rechner zu und schaue aus dem Fenster. Ebenso wie er. Ich seufze. Er seufzt. Ich gähne. Er gähnt. Ich möchte was sagen. Und weiß doch nicht was. Egal was mir einfällt, es ist zu banal. Oder nicht banal genug. So sitzen wir dort. Nebeneinander. Eine volle Stunde.
Was ich zum Abschied dann doch sage ist, dass er den Stift behalten darf. Er freut sich. Immerhin.

Tage später schreibe ich ihm. Sein Name stand auf dem Notizbuch. Ich schrieb
Dass ich ihm den Stift geliehen hätte. Und sagte, er könne ihn behalten.
Dass mir dieser nun fehlen würde. Merkwürdigerweise. Und mehr als erwartet.
Ob er ihn mir zurückgeben könne. Bei einem Kaffee. In meiner Stadt.

Er schrieb zurück. Er schrieb
Dass er gestehen muss ebenfalls daran gedacht zu haben wie schön es wäre mir den Stift zurückgegeben. Und dass er ihn für alle Fälle immer bei sich trüge.
Dass er aber unpassenderweise einen Sohn hätte. Eine Freundin noch dazu.
Dass er in einer anderen Welt aber Alles unternommen hätte, um ihn sicher und unbeschadet zu mir zurückzubringen. Und er sich wünscht, die Dinge wären anders.

Ok. Für den Anfang nicht schlecht. Das nächste Mal dann ohne Anhang. Denn die Versuchsanordnung habe ich durch. Variantenreich. Und zur Genüge.

Und auch das mit dem Ansprechen, klappt vielleicht beim nächsten Mal.

9 Gedanken zu “Sozialexperiment. Woche Eins.

  1. Das ist ja wie bei Rosamunde Pilcher. So romantisch und nur schön.
    Und das gibt es im realen Leben, und passiert dir. Der Wahnsinn!
    Leider ohne Happyend, aber das kommt sicher auch noch.
    Viel Glück beim nächsten Anlauf ; – )

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  2. Siehste, ihr hattet Kontakt, das zählt 😀
    und für das nächste Mal legste dir schon mal nen paar Sätze bereit, die man bringen kann, die nicht zu banal und banal genug sind 😀

    Dat wird scho

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  3. Na, was macht das Sozialexperiment, Woche 2? Keine Zeit mehr zum Schreiben? Falls Dich Deine ziellosen Fahrten mal ins romantische Thüringen führen, melde Dich. Ich hätte noch ein Blatt zu Deinem Stift.

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